Nach der Julikrise brach im August 1914 der Erste Weltkrieg aus. Am 1. August 1914 wurde offiziell mit der Rekrutierung und Generalmobilmachung der deutschen Truppen begonnen. Auch aus Gau-Weinheim wurden zahlreiche Männer in die Armee des Kaisers rekrutiert und dienten an den Fronten des Großen Krieges. 18 Soldaten aus Gau-Weinheim fielen im Verlauf des Ersten Weltkrieges. Auch die Zivilbevölkerung musste unter dem harten Kriegsalltag leiden und hatte viele Abgaben zu leisten.
Wichtige Erkenntnisse
- Der Erste Weltkrieg begann im August 1914 und führte zur Generalmobilmachung und Rekrutierung in Weinheim.
- 18 Soldaten aus Gau-Weinheim fielen während des Krieges.
- Die Zivilbevölkerung in Weinheim litt unter den Entbehrungen und dem harten Kriegsalltag.
- Weinheimer Frauen spielten eine wichtige Rolle während des Krieges.
- Das Weinheimer Kriegerdenkmal wurde 1936 eingeweiht und erinnert an die gefallenen Soldaten.
Mobilmachung und Rekrutierung in Weinheim
Beginn der Generalmobilmachung
Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs begann auch in Weinheim die Generalmobilmachung. Die Nachricht vom Kriegsbeginn verbreitete sich schnell und führte zu einer Mischung aus Patriotismus und Sorge unter den Bürgern. Die Stadtverwaltung organisierte umgehend die notwendigen Maßnahmen, um die Mobilmachung zu unterstützen.
Rekrutierung der Weinheimer Männer
Die Rekrutierung der Weinheimer Männer verlief zügig und effizient. Viele meldeten sich freiwillig, während andere durch die Wehrpflicht eingezogen wurden. Die enge Heimatverbundenheit der Weinheimer zeigte sich auch in der hohen Bereitschaft, für das Vaterland zu kämpfen.
Erste Kriegsfreiwillige
Bereits in den ersten Tagen nach der Mobilmachung meldeten sich zahlreiche junge Männer freiwillig zum Kriegsdienst. Diese ersten Kriegsfreiwilligen wurden oft als Helden gefeiert und genossen hohes Ansehen in der Gesellschaft. Ihre Entscheidung, sich freiwillig zu melden, wurde als Ausdruck von Mut und Patriotismus angesehen.
Trotz der engen Heimatverbundenheit und der Tatsache, nicht nur der Stadt, sondern auch dem Land mit aller Konsequenz den Rücken zu kehren, versuchten auch Weinheimer Jüdinnen und Juden, im Ausland eine neue Existenz aufzubauen.
Weinheimer Soldaten an der Front
Die Weinheimer Soldaten wurden an verschiedenen Fronten des Ersten Weltkriegs eingesetzt. Viele von ihnen kämpften an der Westfront, während andere an der Ostfront oder in den Alpen stationiert waren. Die Einsatzgebiete waren vielfältig und reichten von den Schützengräben in Frankreich bis zu den eisigen Höhen der Dolomiten.
Insgesamt fielen 18 Soldaten aus Gau-Weinheim im Verlauf des Ersten Weltkrieges. Diese fünf Weinheimer waren im 1. Weltkrieg Frontsoldaten gewesen wie die übrigen 472 Weinheimer, deren Sterben nun mit einer nationalsozialistischen Kundgebung „gefeiert” wurde. Die Schicksale der gefallenen Soldaten sind ein tragisches Kapitel der Stadtgeschichte.
Die Erinnerungen und Berichte der Weinheimer Soldaten geben einen tiefen Einblick in die Schrecken des Krieges. Viele Soldaten hinterließen Briefe und Tagebücher, die von den harten Bedingungen an der Front und den Entbehrungen des Kriegsalltags zeugen. Ein besonders bewegender Bericht stammt von einem Soldaten, der die Schlachten an der Westfront detailliert beschrieb.
Das Leben der Zivilbevölkerung während des Krieges
Alltag und Entbehrungen
Auch die Zivilbevölkerung musste unter dem harten Kriegsalltag leiden und hatte viele Abgaben zu leisten. Die durchschnittliche Lebensmittel-Versorgung sank auf 1.000 Kalorien pro Tag, die Hälfte des Mindestbedarfs. Kein Wunder bei Tagesrationen von nur fünf Scheiben Brot, fünf Gramm Butter, 20 Gramm Zucker und etwas Fleisch. In dieser Situation gründeten die Kommunen so genannte Kriegs- oder Suppenküchen zur Versorgung weiter Teile der Bevölkerung.
Rolle der Frauen in Weinheim
Frauen engagierten sich in der Wohnungs-, Kranken- und Kinderfürsorge, betrieben Volksküchen und koordinierten die dringend benötigte Heimarbeit. Ihre Rolle war entscheidend, um die knappen Lebensmittelvorräte möglichst sparsam einzusetzen und gleichmäßig zu verteilen.
Kinder und Jugendliche im Krieg
Kinder und Jugendliche waren ebenfalls stark betroffen. Sie mussten oft früh Verantwortung übernehmen und in der Landwirtschaft oder in der Heimarbeit mithelfen. Die Entbehrungen und der Mangel an ausreichender Ernährung prägten ihre Kindheit nachhaltig.
Die grausame und unmenschliche Realität des Krieges blendete die Schmerzen der Verwundeten und ihren qualvollen Tod ebenso aus wie das Leid der Hinterbliebenen.
Jüdische Bevölkerung und der Krieg
Jüdische Soldaten aus Weinheim
Seit der Jahrhundertwende waren die Jüdinnen und Juden gleichberechtigte Bürgerinnen und Bürger. Auch die jüdische Bevölkerung in Weinheim fühlte sich ihrer Heimatstadt und Deutschland eng verbunden. So meldeten sich zu Kriegsbeginn 1914 auch Weinheimer Juden zum Fronteinsatz. Fünf von ihnen, Karl David, Bernhard Lehmann, Max Lehmann, Moritz Rothschild und Sigmund Rothschild, fielen in diesem Krieg.
Antisemitische Stimmung
Im 1. Weltkrieg kämpften nahezu 5.000 badische Juden „für Kaiser, Volk und Vaterland”. Sie fühlten sich als deutsche Staatsbürger, mit allen Rechten und Pflichten. Am 4. August 1914, wenige Tage nach Kriegsbeginn, feierte die israelitische Gemeinde Weinheim in ihrer neuen Synagoge an der Bürgermeister-Ehret-Straße einen „Bittgottesdienst für unsere im Felde stehenden Truppen”.
Trotz der Repressalien war es für die jüdische Bevölkerung anfangs sehr schwer, die Situation richtig zu beurteilen. In der Vergangenheit hatten sie oftmals mit Benachteiligungen und Demütigungen leben müssen, und so gingen sie davon aus, dass sie sich auch dieses Mal mit den neuen Gegebenheiten arrangieren könnten.
Gedenken an gefallene jüdische Soldaten
Fünf Weinheimer Juden fielen im Ersten Weltkrieg: Karl David, Bernhard Lehmann, Max Lehmann, Moritz Rothschild und Sigmund Rothschild. Ihre Namen sind ein bleibendes Zeugnis für die Opferbereitschaft und das Leid der jüdischen Gemeinde in Weinheim.
Kriegerdenkmäler in Weinheim
Das Weinheimer Kriegerdenkmal wurde am 18. Oktober 1936 eingeweiht. Der gestaltende Bildhauer war Wilhelm Kollmar. Eingraviert sind die Namen von in den beiden Weltkriegen getöteten oder vermissten Soldaten der Stadt. Es befindet sich im Zentrum unterhalb des Anwesens Bahnhofstraße 14 in Weinheim und steht im Bürgerpark.
Die Einweihung des Denkmals fand in einer Zeit statt, in der das völkische und nationalistische Denken erstarkte. Das Denkmal ist ein erhaltenswertes Zeugnis sowohl der Kunst im Nationalsozialismus als auch des Umgangs mit solchen Denkmälern in der Nachkriegszeit. Es spiegelt die typischen Merkmale von Denkmalen des Nationalsozialismus wider, die den öffentlichen Raum dominieren sollten.
Das Mahnmal für die Opfer von Gewalt, Krieg und Verfolgung wurde 1999 bewusst in Sichtweite des Kriegerdenkmals als Gegendenkmal errichtet.
Die Namen der gefallenen Soldaten sind auf dem Denkmal eingraviert. Diese Namen erinnern an die Opfer der beiden Weltkriege und sind ein wichtiger Teil des historischen Gedächtnisses der Stadt.
Nachwirkungen des Krieges in Weinheim
Die Rückkehr der Soldaten nach Weinheim war ein einschneidendes Ereignis. Viele kehrten traumatisiert und verletzt zurück, was die Integration in das zivile Leben erschwerte. Einige der Heimkehrer fanden keine Arbeit und mussten sich mit Gelegenheitsjobs durchschlagen. Die Stadt bemühte sich, durch verschiedene Programme die Wiedereingliederung zu unterstützen.
Der Krieg hatte tiefgreifende wirtschaftliche und soziale Folgen für Weinheim. Die Lederwerke Hirsch und die Feilenfabrik Freymann & Co. mussten schließen, was zu einem erheblichen Verlust an Arbeitsplätzen führte. Die Währungsreform 1948 brachte schließlich eine nachhaltige Entspannung der wirtschaftlichen Lage. Die Bevölkerung litt unter einem allgemeinen Mangel an Lebensmitteln und anderen lebensnotwendigen Dingen.
Nach dem Krieg erlebte Weinheim bedeutende politische Veränderungen. Die Stadt gehörte zur französischen Besatzungszone, was die politische Landschaft prägte. Es kam zu einer Neustrukturierung der lokalen Verwaltung und zu ersten demokratischen Wahlen. Die politische Neuordnung war ein wichtiger Schritt zur Stabilisierung der Region.
Fazit
Der Erste Weltkrieg hinterließ tiefe Spuren in Weinheim und seiner Bevölkerung. Die Mobilmachung und der Einsatz zahlreicher Männer an den Fronten führten zu erheblichen Verlusten und Entbehrungen. Insgesamt 18 Soldaten aus Gau-Weinheim verloren ihr Leben im Krieg, und auch die Zivilbevölkerung litt unter den harten Bedingungen und den zahlreichen Abgaben. Die Frauen von Weinheim spielten eine wichtige Rolle, indem sie die Heimatfront unterstützten und sich in verschiedenen Bereichen engagierten. Das Kriegerdenkmal in Weinheim, das 1936 eingeweiht wurde, erinnert noch heute an die gefallenen Soldaten und die Opfer des Krieges. Die jüdische Gemeinde von Weinheim, die sich ebenfalls stark mit ihrer Heimatstadt verbunden fühlte, trug ihren Teil zum Kriegseinsatz bei, wobei fünf jüdische Soldaten ihr Leben ließen. Der Erste Weltkrieg war ein einschneidendes Ereignis, das die Stadt und ihre Bewohner nachhaltig prägte.
Häufig gestellte Fragen
Wann begann die Generalmobilmachung im Ersten Weltkrieg?
Die Generalmobilmachung begann offiziell am 1. August 1914.
Wie viele Soldaten aus Gau-Weinheim fielen im Ersten Weltkrieg?
Insgesamt fielen 18 Soldaten aus Gau-Weinheim im Verlauf des Ersten Weltkrieges.
Welche Rolle spielten die Frauen in Weinheim während des Krieges?
Die Frauen in Weinheim übernahmen viele Aufgaben und leisteten einen erheblichen Beitrag zur Kriegsanstrengung, indem sie in Fabriken arbeiteten, Verwundete pflegten und den Haushalt führten.
Gab es antisemitische Stimmung in Weinheim während des Ersten Weltkriegs?
Ja, trotz der allgemeinen Gleichberechtigung seit der Jahrhundertwende gab es antisemitische Stimmungen in Weinheim, die sich im Laufe des Krieges verstärkten.
Wann wurde das Weinheimer Kriegerdenkmal eingeweiht?
Das Weinheimer Kriegerdenkmal wurde am 18. Oktober 1936 eingeweiht.
Wie viele jüdische Soldaten aus Weinheim fielen im Ersten Weltkrieg?
Fünf jüdische Soldaten aus Weinheim fielen im Ersten Weltkrieg: Karl David, Bernhard Lehmann, Max Lehmann, Moritz Rothschild und Sigmund Rothschild.