Weinheim, eine Stadt im Herzen des Rhein-Neckar-Kreises, blickt auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurück. Von den Römern über die Alemannen und Franken bis hin zur Blütezeit im 19. Jahrhundert und den Herausforderungen des 20. Jahrhunderts hat sich Weinheim stetig weiterentwickelt. Diese historische Reise wird durch zahlreiche Bauwerke und das Museum der Stadt lebendig gehalten.

Wichtige Erkenntnisse

  • Weinheim war bereits in der Römerzeit von großer Bedeutung, was durch die Entdeckung mehrerer römischer Landgüter belegt wird.
  • Der Name ‚Winenheim‘ stammt vermutlich vom fränkischen Eigennamen ‚Wino‘ und wurde erstmals im Jahr 755 urkundlich erwähnt.
  • Im Mittelalter entwickelte sich Weinheim weiter, wobei das Schloss, die Laurentiuskirche und das Karmeliterkloster eine zentrale Rolle spielten.
  • Das 19. Jahrhundert brachte eine wirtschaftliche Blütezeit mit sich, insbesondere durch die Gründung der Bürgerbrauerei und die industrielle Entwicklung.
  • Das Museum der Stadt Weinheim beherbergt eine Dauerausstellung zur Stadtgeschichte sowie zahlreiche besondere Exponate, darunter ein Mammutschädel.

Römische und Alemannische Herrschaft

Römische Landgüter in Weinheim

Zwischen 100 und 260 n. Chr. herrschten die Römer über die Region. Fünf römische Landgüter sind auf der Gemarkung Weinheim bekannt. Diese Landgüter spielten eine bedeutende Rolle in der landwirtschaftlichen Produktion und im Handel der Region.

Einfluss der Alemannen

Ab 260 n. Chr. übernahmen die Alemannen die Herrschaft. Diese Periode dauerte bis etwa 500 n. Chr. und brachte erhebliche Veränderungen in der sozialen und wirtschaftlichen Struktur mit sich. Die Alemannen etablierten neue Siedlungsformen und beeinflussten die lokale Kultur nachhaltig.

Die Herrschaftswechsel zwischen Römern und Alemannen prägten die historische Entwicklung Weinheims maßgeblich.

Fränkische Besiedlung und Erste Erwähnung

Der Name ‚Winenheim‘

Die fränkische Besiedlung Weinheims begann um das Jahr 500. Der Name der Siedlung "Winenheim" geht vermutlich auf den fränkischen Eigennamen "Wino" zurück. Wino bedeutet Freund und spiegelt die Bedeutung der frühen fränkischen Gemeinschaft wider.

Die Schenkungen an das Kloster Lorsch

Im Jahr 755 wurde "Winenheim" erstmals urkundlich im Lorscher Codex erwähnt, dem Urkundenbuch des Klosters Lorsch. Durch Schenkungen kam Weinheim teilweise in den Besitz dieses im Jahre 764 gegründeten Klosters.

Die Schenkungen an das Kloster Lorsch markierten einen wichtigen Wendepunkt in der Geschichte Weinheims und legten den Grundstein für die weitere Entwicklung der Stadt.

Mittelalterliche Entwicklung

Die mittelalterliche Neustadt von Weinheim, heute als Altstadt bezeichnet, war ein bedeutendes Zentrum. 1308 wurde die Altstadt Weinheim dem Pfalzgrafen zugesprochen. 1454 wurden Altstadt und Neustadt verwaltungsmäßig zu einer Stadt zusammengefasst. Das Gerberbachviertel im Tal des Grundelbaches ist ein weitgehend geschlossenes und umsichtig restauriertes spätmittelalterliches Handwerkerviertel.

1537 begann der Bau des kurpfälzischen Schlosses, das heute noch ein markantes Wahrzeichen der Stadt ist. Die Laurentiuskirche, ebenfalls aus dem Mittelalter, ist ein weiteres bedeutendes Bauwerk, das die historische Entwicklung und Bedeutung der Stadt unterstreicht.

Das Karmeliterkloster, gegründet im Mittelalter, spielte eine wichtige Rolle im religiösen und sozialen Leben der Stadt. Es wurde an der Stelle des heutigen Museums der Stadt Weinheim errichtet und war ein Zentrum des geistlichen Lebens.

Wirtschaftliche Blüte im 19. Jahrhundert

Die Bürgerbrauerei Weinheim

Die Bürgerbrauerei Weinheim spielte eine zentrale Rolle in der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt im 19. Jahrhundert. Gegründet im Jahr 1829, entwickelte sie sich schnell zu einem bedeutenden Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor. Die Brauerei nutzte moderne Technologien und erweiterte kontinuierlich ihre Produktionskapazitäten, was zu einem erheblichen wirtschaftlichen Aufschwung führte.

Industrielle Entwicklungen

Im Laufe des 19. Jahrhunderts erlebte Weinheim eine bemerkenswerte industrielle Entwicklung. 1896 wurden amerikanische Maschinen eingesetzt, die Eisenbahn ins Weschnitztal ließ ehemalige Knechte zu Arbeitskräften in Weinheim werden. Die Leistung stieg auf 80 Roßhäute täglich. Der Einkauf erfolgte in Frankreich und Belgien. Der Platzbedarf war in der Altstadt nicht mehr zu befriedigen. Nach Geländekauf am Weinheimer Bahnhof der Main-Neckar-Bahn wurde dort 1900 eine Lagerhalle errichtet. Probleme gab es mit der "Verdrängungs- und Einkreisungspolitik" (Max Hirsch) der dort benachbarten Firma.

Die industrielle Entwicklung in Weinheim im 19. Jahrhundert war geprägt von Innovation und Expansion, was die Stadt zu einem wichtigen Wirtschaftsstandort machte.

Weinheim im Nationalsozialismus

Am 2. Mai 1933, unmittelbar nach dem „Tag der nationalen Arbeit“, wurden auch in Weinheim die Gewerkschaftshäuser besetzt. Das Gewerkschaftsvermögen wurde beschlagnahmt und hohe Gewerkschaftsfunktionäre inhaftiert. Die Gewerkschaften sollten in die nationalsozialistische Deutsche Arbeitsfront überführt werden. Auch das Büro des Deutschen Lederarbeiterverbandes im Volkshaus in der Lindenstraße, heute Gaststätte Eulenspiegel, wurde vom Kreisleiter der NS-Betriebszellenorganisation Kurt Niceus und der SS übernommen.

Seit 1298 gab es immer wieder vereinzelt Juden in Weinheim. Im 19. Jahrhundert bildete sich eine größere Gemeinde heraus, insbesondere durch den Zuzug aus kleineren Landgemeinden in die Stadt, die ihren Höhepunkt 1905 mit 192 Mitgliedern erreichte. Die Mehrzahl der 168 Juden, die 1933 in Weinheim lebten, wanderte aufgrund der nationalsozialistischen Verfolgungen rasch aus, insbesondere in die USA, oder zog in Großstädte. Die Synagoge wurde während der Novemberpogrome 1938 von der SA geschändet und demoliert, anschließend gesprengt. Eine Gedenktafel in der Ehret-Straße erinnert an dieses Geschehen. Die verbliebenen 47 Weinheimer Juden wurden 1940 im Rahmen der Wagner-Bürckel-Aktion nach Gurs deportiert. Viele starben dort oder wurden später im KZ ermordet.

Die nationalsozialistische Herrschaft hinterließ tiefe Wunden in der sozialen Struktur Weinheims, die bis heute nachwirken.

Nachkriegszeit und Wirtschaftswunder

Wiederaufbau und Wachstum

In den „Wirtschaftswunder“-Jahren der Nachkriegszeit veränderte sich das Gesicht der Stadt durch Erschließung neuer Wohngebiete, das Aufkommen neuer Industriezweige und Eingemeindung umliegender Ortschaften. Politisch wechselten sich die beiden Volksparteien CDU und SPD in der Dominanz ab, wobei die SPD entsprechend der linken und sozialdemokratischen Tradition der Stadt fast immer stärker als im baden-württembergischen Durchschnitt war. Auch die FDP erzielte oft überdurchschnittliche Wahlergebnisse.

Entwicklung der Schuh- und Lederindustrie

Die Schuh- und Lederindustrie spielte eine bedeutende Rolle in der wirtschaftlichen Entwicklung Weinheims nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Leistung von 350 Arbeitern in zwei Fabriken betrug 1912: 400 Roßhäute täglich. Zur Kriegswirtschaft ab 1914 gehörten: Zeitweises Überangebot an Fellen von getöteten Frontpferden, Ersatzstoffe zur Bearbeitung und Arbeitskräftemangel. Frauen wurden angelernt und eingearbeitet. 1917/18 wurden 20 russische Kriegsgefangene eingesetzt. Zum 50jährigen Jubiläum wurde eine „Dienstprämie“ eingeführt, die nach fünf Jahren Betriebszugehörigkeit finanzielle Ansprüche begründete. Das Betriebsgelände wuchs durch Zukäufe auf 50.000 m². In der neuen Republik entstanden Gewerkschaften, Betriebsrat und Arbeitgeberverband. In einer Arbeitersiedlung wurden 1923 auf 3.600m² neun Häuser gebaut.

Weinheim’s education and science scene highlighted with ZEW research institute, IHK and Handwerks education centers, and diverse libraries promoting learning and knowledge.

Das Museum der Stadt Weinheim

Das Museum der Stadt Weinheim befindet sich im 1710 erbauten Deutschordenshaus (zwischenzeitlich auch Amtshaus) in der denkmalgeschützten Weinheimer Altstadt. Die Dauerausstellung zur Geschichte Weinheims und der Region verteilt sich auf vier Etagen und etwa 1000 m². Das älteste der zahlreichen Exponate ist ein 1967 gefundener Mammutschädel, dessen hohes Alter von bis zu 42.000 Jahren erst 2020 erkannt wurde. Daneben zeigt das Museum regelmäßig Sonderausstellungen zu bestimmten Themen.

Fazit

Die historische Wirtschaft in Weinheim zeigt eindrucksvoll, wie sich die Stadt im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat. Von den römischen Landgütern über die fränkische Besiedlung bis hin zur industriellen Blütezeit im 20. Jahrhundert – jede Epoche hat ihre Spuren hinterlassen und zur heutigen Vielfalt beigetragen. Die zahlreichen historischen Quellen und Exponate im Stadtmuseum bieten einen tiefen Einblick in die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Veränderungen, die Weinheim geprägt haben. Diese Geschichte ist nicht nur ein Zeugnis der Vergangenheit, sondern auch eine Inspiration für die Zukunft der Stadt.

Häufig gestellte Fragen

Was sind die Ursprünge des Namens ‚Weinheim‘?

Der Name ‚Weinheim‘ geht vermutlich auf den fränkischen Eigennamen ‚Wino‘ zurück und wurde erstmals 755 n. Chr. im Lorscher Codex urkundlich erwähnt.

Welche Bedeutung hatten die Römer in Weinheim?

Zwischen 100 und 260 n. Chr. herrschten die Römer in Weinheim und hinterließen fünf römische Landgüter auf der Gemarkung der Stadt.

Was ist das älteste Exponat im Museum der Stadt Weinheim?

Das älteste Exponat im Museum der Stadt Weinheim ist ein 1967 gefundener Mammutschädel, dessen Alter auf bis zu 42.000 Jahre geschätzt wird.

Welche wirtschaftliche Bedeutung hatte die Bürgerbrauerei Weinheim?

Die Bürgerbrauerei Weinheim spielte eine wichtige Rolle in der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt im 19. Jahrhundert und war ein bedeutender Arbeitgeber.

Wie beeinflussten die Alemannen Weinheim?

Nach dem Ende der römischen Herrschaft um 260 n. Chr. übernahmen die Alemannen die Region und prägten sie bis etwa 500 n. Chr.

Welche Rolle spielte das Kloster Lorsch in der Geschichte Weinheims?

Das Kloster Lorsch erhielt durch Schenkungen teilweise Besitz an Weinheim und spielte eine zentrale Rolle in der frühen Geschichte der Stadt.