Weinheim, eine Stadt mit reicher Geschichte, ist bekannt für ihre beeindruckenden archäologischen Funde. Diese Funde bieten faszinierende Einblicke in die Vergangenheit und sind ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Erbes der Region. In diesem Artikel werden wir einige der bedeutendsten archäologischen Entdeckungen in Weinheim beleuchten und ihre historische Bedeutung sowie die Bemühungen zu ihrer Erhaltung und Ausstellung im Museum der Stadt Weinheim untersuchen.
Wichtige Erkenntnisse
- Der Mammutschädel aus dem Waidsee ist mit über 40.000 Jahren eines der ältesten Exponate im Museum der Stadt Weinheim.
- Der Nächstenbacher Depotfund umfasst 76 Bronzegegenstände aus der späten Urnenfelderzeit (ca. 800 v. Chr.) und bietet wertvolle Einblicke in die Metallverarbeitung jener Zeit.
- Die Fresken der alten Peterskirche, die Szenen aus dem Alten und Neuen Testament darstellen, stammen aus dem 13. und 14. Jahrhundert und wurden 1910 freigelegt.
- Die archäologischen Funde der Merowingerzeit umfassen Grabungsfunde aus 50 Gräbern und sind von großer Bedeutung für das Verständnis dieser Epoche.
- Das Historismuszimmer im Schloss der Grafen von Berckheim, heute das Rathaus, ist ein bedeutendes Zeugnis der Stadtgeschichte Weinheims.
Der Mammutschädel aus dem Waidsee
Entdeckung und Bergung
Der bedeutendste Fund aus dem Waidsee ist ein fast vollständiger Mammutschädel eines erwachsenen Tieres. Der 1,5 Zentner schwere Schädel wurde Ende der 1960er Jahre in einer geschätzten Tiefe von etwa 15 Metern entdeckt. Sein rechter Stoßzahn ist schon zu Lebzeiten abgebrochen, der linke brach beim Ausbaggern ab.
Bedeutung und Alter
Der Mammut-Schädel wurde 1967 beim Bau der Bundesautobahn 5 im durch die Bauarbeiten entstandenen Grundwassersee Waidsee gefunden. Der Schädel wurde zunächst auf ein Alter von 10.000–12.000 Jahren geschätzt, ehe eine detaillierte Untersuchung im Jahr 2020 mittels der Radiokarbonmethode enthüllte, dass der Schädel etwa 42.000 Jahre alt ist.
Dort wo sich heute Erholungssuchende der Region für ein abkühlendes und erfrischendes Sommerbad aufhalten, grasten während der letzten Eiszeit vor ein paar Jahrzehntausenden Mammute.
Ausstellung im Museum
Heute ist der Mammutschädel als besonderes Highlight im Museum in Weinheim zu bestaunen. Im Sommer 2020 wurde eine etwa 1cm große Knochenprobe am Hinterhaupt des Schädels entnommen und im Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie aufbereitet und gemessen bzw. datiert. Das Ergebnis ist überraschend, denn der Fund ist mit einem Alter von rund 41.750 Jahren deutlich älter als bisher vermutet.
Der Nächstenbacher Depotfund
Der Nächstenbacher Depotfund wurde 1931 in der Umgebung von Weinheim entdeckt. Der Fund stammt aus der späten Urnenfelderkultur, etwa um 800 v. Chr. und umfasst insgesamt 76 Gegenstände. Die Sammlung wurde 1938 in die Dessauervilla in der Friedrichstraße übersiedelt.
Die 76 Gegenstände des Depotfunds umfassen Werkzeuge, Waffen und Schmuck. Diese Artefakte bieten wertvolle Einblicke in die Handwerkskunst und das Alltagsleben der späten Urnenfelderzeit. Besonders bemerkenswert sind die gut erhaltenen Bronzeobjekte, die auf eine hochentwickelte Metallverarbeitung hinweisen.
Der Nächstenbacher Depotfund ist heute ein Höhepunkt der Sammlung im Museum Weinheim. Die Ausstellung bietet den Besuchern die Möglichkeit, die bedeutenden Funde aus nächster Nähe zu betrachten und mehr über die späte Urnenfelderkultur zu erfahren. Die Präsentation ist didaktisch aufbereitet und richtet sich sowohl an Fachleute als auch an interessierte Laien.
Fresken der alten Peterskirche
Die älteste und bedeutendste Kirche Weinheims war die 861 erstmals erwähnte Peterskirche am Zusammenfluss von Weschnitz und Grundelbach. Um sie herum lag das Dorf Weinheim. Ihre Bedeutung durch die Jahrhunderte zeigt sich vor allem in den künstlerisch herausragenden Fresken des 13. und 14. Jahrhunderts.
Beim Abbruch der alten Peterskirche im Jahr 1910 wurden mehrere Fresken freigelegt, die unter mehreren Putzschichten an der Nordwand entdeckt wurden. Diese Fresken wurden geborgen und der historischen Sammlung hinzugefügt. Der damalige Pfarrer Ernst Issel fertigte ein Aquarell der Fresken in ihrer originalen Anordnung an. Seit 1956 sind die Fresken auf eine gemeinsame Wand rekonstruiert.
Die Malereien auf Kalkputz zeigen Szenen aus dem Alten und Neuen Testament, namentlich Adam und Eva (Erschaffung Adams, Sündenfall) sowie Mariä Verkündigung des Herrn, die Darbringung Christi im Tempel und die Kreuzigung Christi. Diese Szenen wurden beim Abbruch der Kirche 1910 entdeckt und teilweise geborgen. Das Museum der Stadt Weinheim zeigt sie in einem eigenen Raum.
Archäologische Funde der Merowingerzeit
Grabungsfunde aus 50 Gräbern
Die Grabungsfunde aus 50 Gräbern der Merowingerzeit in Weinheim bieten einen faszinierenden Einblick in die Bestattungsrituale und das Alltagsleben dieser Epoche. Diese Funde umfassen eine Vielzahl von Artefakten, darunter Waffen, Schmuck und Alltagsgegenstände, die die kulturelle Vielfalt und den Reichtum der Merowingerzeit widerspiegeln.
Bedeutung der Funde
Die Bedeutung dieser Funde kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie liefern wertvolle Informationen über die soziale Struktur, die Handelsbeziehungen und die handwerklichen Fähigkeiten der Merowinger. Besonders hervorzuheben ist, dass diese Funde helfen, die historische Entwicklung der Region besser zu verstehen und die lokale Kultur zu erforschen.
Ausstellung und Forschung
Die Funde der Merowingerzeit werden in verschiedenen Museen ausgestellt, wo sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Diese Ausstellungen sind nicht nur für Historiker und Archäologen von Interesse, sondern auch für die breite Öffentlichkeit, die so einen Einblick in die Vergangenheit erhält. Zudem werden die Funde kontinuierlich erforscht, um neue Erkenntnisse zu gewinnen und das Wissen über diese faszinierende Epoche zu erweitern.
Die archäologischen Funde der Merowingerzeit in Weinheim sind ein bedeutendes kulturelles Erbe, das uns hilft, die Geschichte und Entwicklung der Region besser zu verstehen.
Architekturfragmente aus Weinheimer Kirchen
Bedeutende Funde
Die Architekturfragmente aus den Weinheimer Kirchen bieten einen faszinierenden Einblick in die Baukunst vergangener Jahrhunderte. Besonders hervorzuheben sind die Überreste der Peterskirche, die erstmals 861 erwähnt wurde. Diese Fragmente umfassen unter anderem kunstvoll gestaltete Kapitelle und Säulen, die die hohe Handwerkskunst der damaligen Zeit widerspiegeln.
Restaurierung und Erhaltung
Die Restaurierung dieser Fragmente ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die viel Fachwissen und Sorgfalt erfordert. Ein Team von Experten arbeitet kontinuierlich daran, die historischen Stücke zu erhalten und für die Nachwelt zu bewahren. Dabei kommen moderne Techniken zum Einsatz, um die Substanz der Fragmente zu schützen und ihre ursprüngliche Pracht wiederherzustellen.
Präsentation im Museum
Im Museum der Stadt Weinheim sind diese Architekturfragmente ausgestellt und bieten den Besuchern einen einzigartigen Einblick in die Geschichte der Region. Die Ausstellung ist so gestaltet, dass die Besucher die Bedeutung und den historischen Kontext der Fragmente nachvollziehen können. Ein besonderes Highlight ist die Präsentation der Fragmente der Peterskirche, die einen wichtigen Teil der mittelalterlichen Siedlungsgeschichte Weinheims darstellen.
Historismuszimmer im Schloss der Grafen von Berckheim
Geschichte des Schlosses
Das Schloss der Grafen von Berckheim, heute als Rathaus genutzt, hat eine lange und bewegte Geschichte. Ursprünglich im 18. Jahrhundert erbaut, wurde es im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut und erweitert. Besonders im 19. Jahrhundert erfuhr das Schloss bedeutende Veränderungen, die seinen heutigen Charakter prägten.
Ausstattung und Einrichtung
Die Ausstattung des Historismuszimmers spiegelt den Geschmack und die Vorlieben des 19. Jahrhunderts wider. Vom früheren Mobiliar des Weinheimer Schlosses sind Möbel aus den Epochen Biedermeier und Historismus ausgestellt. Weitere Exponate inkludieren landwirtschaftliche Werkzeuge wie eine Windfege und ein ausgestopftes zweiköpfiges Kalb, das 1911 in Laudenbach geboren wurde.
Bedeutung für die Stadtgeschichte
Das Historismuszimmer im Schloss der Grafen von Berckheim ist nicht nur ein Zeugnis vergangener Zeiten, sondern auch ein wichtiger Bestandteil der Stadtgeschichte von Weinheim. Es zeigt die Entwicklung und den Wandel der Stadt über die Jahrhunderte hinweg und bietet einen Einblick in das Leben und die Kultur der damaligen Zeit.
Handwerk und Gewerbe in Weinheim
Die Schmiede aus Rippenweier ist ein herausragendes Beispiel für das traditionelle Handwerk in der Region. Diese Schmiede, die seit dem Mittelalter in Betrieb ist, zeigt die lange Geschichte und Bedeutung des Handwerks in Weinheim. Die Werkzeuge und Techniken, die hier verwendet wurden, sind ein wertvolles Erbe und bieten Einblicke in die handwerklichen Fähigkeiten vergangener Zeiten.
Neben der Schmiede aus Rippenweier gibt es zahlreiche weitere Handwerksfunde in Weinheim. Diese Funde umfassen:
- Töpfereien
- Webereien
- Zimmereien
Diese Handwerksbetriebe spielten eine wichtige Rolle in der lokalen Wirtschaft und trugen zur Entwicklung der Stadt bei.
Das Handwerk und Gewerbe in Weinheim hatte eine immense Bedeutung für die lokale Wirtschaft. Die verschiedenen Handwerksbetriebe sorgten nicht nur für die Versorgung der Bevölkerung mit notwendigen Gütern, sondern förderten auch den Handel und die wirtschaftliche Entwicklung der Region.
Die handwerklichen Traditionen und Gewerbe in Weinheim sind ein lebendiges Zeugnis der kulturellen und wirtschaftlichen Geschichte der Stadt.
Fazit
Die archäologischen Funde in Weinheim bieten einen faszinierenden Einblick in die reiche und vielfältige Geschichte der Region. Von prähistorischen Mammutschädeln bis hin zu kunstvollen Fresken aus dem Mittelalter, die Entdeckungen erzählen Geschichten von längst vergangenen Zeiten und Kulturen. Das Museum der Stadt Weinheim spielt dabei eine zentrale Rolle, indem es diese wertvollen Artefakte bewahrt und der Öffentlichkeit zugänglich macht. Es ist ein Ort, der nicht nur die Vergangenheit lebendig hält, sondern auch das kulturelle Erbe der Region würdigt und bewahrt. Ein Besuch lohnt sich für jeden, der sich für Geschichte und Archäologie interessiert.
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Mammutschädel aus dem Waidsee?
Der Mammutschädel aus dem Waidsee ist ein bedeutender archäologischer Fund, der 1967 entdeckt wurde. Sein hohes Alter von bis zu 42.000 Jahren wurde erst 2020 erkannt.
Was umfasst der Nächstenbacher Depotfund?
Der Nächstenbacher Depotfund umfasst 76 Bronzegegenstände, darunter Schmuckstücke, Waffen und Werkzeuge für den Ackerbau. Diese stammen aus der späten Urnenfelderzeit (ca. 800 v. Chr.).
Wo befindet sich das Museum der Stadt Weinheim?
Das Museum der Stadt Weinheim befindet sich im 1710 erbauten Deutschordenshaus in der denkmalgeschützten Weinheimer Altstadt.
Was zeigen die Fresken der alten Peterskirche?
Die Fresken der alten Peterskirche, die aus dem 13. und 14. Jahrhundert stammen, zeigen Szenen aus dem Alten und Neuen Testament.
Sind die archäologischen Funde in Weinheim barrierefrei zugänglich?
Leider ist das Gebäude, in dem die archäologischen Funde ausgestellt sind, nicht barrierefrei.
Welche Bedeutung hat das Historismuszimmer im Schloss der Grafen von Berckheim?
Das Historismuszimmer im Schloss der Grafen von Berckheim, das heute als Rathaus dient, hat eine große Bedeutung für die Stadtgeschichte von Weinheim.